Selbst gebaute
historische Weinkelter

Interview mit Franz Schönleber

von Simone Radermacher

Weinkelter
selbst gebaut

Interview mit Franz Schönleber
von Simone Radermacher

S. R.:
Herr Schönleber, auf dem Parkplatz hinter dem Gutshof steht eine alte Holzkelter. Man sagte mir diese hätten Sie selbst gebaut. Stimmt das?
F. Schönleber:
Ja – die habe ich gebaut.

S. R.:
Wie kamen Sie dazu eine alte Kelter zu bauen?
F. Schönleber:
Dies war schon immer ein großer Traum von mir. In meiner Lehre zum Küfer im Kloster Eberbach faszinierten mich die historischen Weinkeltern aus dem 17. bis 19. Jahrhundert. Der Bau einer Spindelkelter ging mir nicht mehr aus dem Kopf.

S. R.:
Und wann fingen Sie damit an?
F. Schönleber:
Das war vor ca. 32 Jahren. Im Oestricher Wald fielen bei einem Orkan vier riesige Eichen mit einem Durchmesser von ca. 60 cm. Ich kannte den Förster und durfte mir diese aus dem Wald holen. Wir kürzten die Bäume auf 3m-Stücke und ein Freund in Kiedrich (Fa. Rehm) schnitt mir diese auf Vierkant zu und transportierten das Holz in unsere Halle. Solch eine Kelter ist nicht in einem Monat gebaut, daher benötigte ich einen Platz, an dem ich in Ruhe arbeiten konnte. Die Halle diente mir als Werkstatt, in der ich genügend Platz und Zeit hatte.

S. R.:
Haben Sie die historische Weinkelter nach einer alten Zeichnung gebaut?
F. Schönleber:
Nein. Ich hatte alle Proportionen und Details in meinem Kopf, dies war meine Bauanleitung. Es war natürlich eine große Herausforderung. Ich baute alles selbst, auch die Spindel. Jede freie Minute verbrachte ich in der Werkstatt.

S. R.:
Wie lange bauten Sie an der Holzkelter?
F. Schönleber:
Sieben Jahre – da muss man schon etwas verrückt sein, oder?

S. R.:
Ein Zitat von M. Bussek sagt: „Die Wirklichkeit scheitert am Traum.“ Ich finde es nicht verrückt, diesen Wirklichkeit werden zu lassen.
F. Schönleber:
Das stimmt wohl. Nach sieben Jahren Bauzeit in meiner Werkstatt stellten wir die Kelter mit Hilfe eines Staplers auf unseren Parkplatz. Dort steht sie jetzt seit ca. 25 Jahren.

S. R.:
Woher kommt die Aufschrift: „1783 Vincella“?
F. Schönleber:
Unser Wein- und Sektgut F. B. Schönleber kann auf eine lange Tradition zurückblicken. Alte Urkunden belegen den Weinanbau in der Familie bis ins Jahr 1783. Vincella kommt aus dem lateinischen und bedeutet Weinkeller (vin-cella) .

S. R.:
Eine beeindruckende Geschichte, die mir zeigt, wie erfüllend es sein kann einen Traum in die Wirklichkeit umzusetzen.

Vielen Dank für das Interview.